16. November 2019 – „Forum B“ fährt nach Tübingen und Kirchheim/Teck – ein Beitrag von Pastoralreferent Christoph Knecht, Kath. Kirchengemeinde St. Antonius, Vaihingen an der Enz.

Bild von Joachim Kathariner

In vielen Städten entstanden und entstehen in den letzten Jahren neue innerstädtische Wohnquartiere, oft durch Umwidmung von industriell oder anderweitig genutzten Flächen. Baugemeinschaften entwickeln dabei neue Wohnformen und legen Wert auf eine Durchmischung von Arbeiten, Wohnen und Einkaufen. Die ökumenische Erwachsenenbildung „Forum B“ in Vaihingen/Enz hat Ende Oktober eine Exkursion nach Tübingen und Kirchheim/Teck durchgeführt, um sich ein konkretes Bild von solchen beispielhaften Wohnformen zu machen. Die inhaltliche Vorbereitung übernahm Prof. Gustl Lachenmann.

Tübingen mit städtebaulichem Weitblick
Zunächst war die Gruppe in Tübingen und hat sich von Matthias Gütschow, Architekt und Projektentwickler für neue Quartiere, das inzwischen zehn Jahre alte „Mühlenviertel“ zeigen lassen. Hier, so Gütschow, hat zunächst die Stadt Tübingen das Gelände einer ehemaligen Maschinenfabrik gekauft, eine städtebauliche Konzeption entwickelt und dann die parzellierten Grundstücke zum Verkauf ausgeschrieben. Bewerben konnten sich Baugemeinschaften, Investoren, private Bauherren oder auch Wohnungsbaugesellschaften. Wichtigste Voraussetzung für die Vergabe war ein schlüssiges Konzept des jeweiligen Bewerbers, das in die städtebauliche Gesamtkonzeption integriert werden konnte. Wichtig war auch ein vorab festgelegter Grundstückspreis, um einen Bieterwettkampf zu vermeiden. Die Bauträger hatten so die Möglichkeit, im baurechtlich zulässigen Rahmen ihre eigenen Vorstellungen umzusetzen – allerdings musste man dafür auf sein Einfamilien- oder Reihenhaus am Stadtrand oder in den Vororten verzichten. Insgesamt entstand ein attraktives, lebendiges und zentrumsnahes Wohnquartier mit bezahlbarem Wohnraum für viele unterschiedliche Nutzer: Familien, Senioren, Behinderte.

Bezahlbarer Wohnraum durch festgelegte Grundstückspreise
Nachmittags ging die Fahrt nach Kirchheim/Teck. Dort entsteht zur Zeit das innerstädtische „Steingauquartier“. Die Entwicklung dieses Quartiers entspricht im Wesentlichen dem Verfahren in Tübingen. Es entsteht eine Mischnutzung aus Wohnen, Gemeinbedarf, Gastronomie, Gewerbe und Dienstleistungen, wobei auch hier Wohnformen für alle Altersgruppen und unterschiedlichste Lebensstilgruppen entstehen. Bauherren sind Selbstbauende, Käufer und auch Mieter. Auch in Kirchheim wird durch die Festlegung des Grundstückspreises bezahlbarer Wohnraum ermöglicht.
Im Rathaus wurde die Vaihinger Gruppe vom Leiter des Stadtplanungsamtes, Gernot Pohl, empfangen. Er erläuterte ausführlich dieses „Kirchheimer Modell“, für das er mit seinem Team viel Überzeugungsarbeit in den Ausschüssen und im Gemeinderat leisten musste. Inzwischen stehe der Gemeinderat aber voll und ganz dahinter.

Kirchheimer Stadtplaner nach Vaihingen eingeladenTermin voraussichtlich im Februar
Die Vaihinger Gruppe war begeistert, wie aus einer innerstädtischen Brachfläche ein lebendiges und buntes Wohnquartier entwickelt werden kann und bat den Kirchheimer Stadtplaner, auch in Vaihingen im Rahmen des „Leitbildprozesses“ vor größerem Publikum die Entwicklung und Realisierung des „Steingauquartiers“ zu erläutern. Gernot Pohl hat seine Bereitschaft dazu signalisiert und so können sich interessierte Bürgerinnen und Bürger in Vaihingen schon jetzt auf einen spannenden Vortrag im nächsten Frühjahr freuen.